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KKV: Prof. Dr. Frank Überall im KKV Magazin NEUE MITTE

By 23. Oktober 2019 No Comments

„Gesellschaft ist zu kurzatmig für eine fundierte Meinungsbildung“ – Gewerkschaftschef fordert Journalismus als gemeinnützig anzuerkennen

 Essen. „Es geht immer mehr um Meinung denn um fundierte Argumente als Entscheidungsgrundlage. Und anstatt Fakten zählen immer mehr Emotionen. Das ist eine ernsthafte Gefahr für unsere Demokratie.“ Mit diesen Worten geht der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Medienwissenschaftler und Autor, Prof. Dr. Frank Überall, hart mit der deutschen Gesellschaft in Gericht. In einem vorab veröffentlichten Interview mit dem Magazin „Neue Mitte“ des Bundesverbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) mit Sitz in Essen stellt der Gewerkschaftschef fest, dass in öffentlichen Debatten immer mehr auf einen scharfen Ton gesetzt werde und immer weniger ein Kompromiss im Sinne eines demokratischen Prozesses gesucht werde. „Politische Eliten, Journalismus und Wissenschaft werden immer mehr an den Rand gedrängt“, so Überall. Harte Fakten seien heute oft bedeutungslos, weil Emotionen den Meinungsbildungsprozess offensichtlich bestimmen würden.

Aber auch die eigene Branche kritisiert Frank Überall in dem Interview: „Aufgrund der Gratiskultur im Internet hat sich die Ansicht verbreitet, dass Produkte journalistischer Arbeit kostenlos im Netz zur Verfügung stehen müssen.“ Gerade große Zeitungsverlage hätten in der Vergangenheit große Fehler gemacht, indem sie hart erarbeitete Inhalte kostenlos ins Netz gestellt haben. „Die Hoffnung, dass sich das über Werbung finanzieren lasse, hat sich nicht erfüllt, weil die entsprechenden Gelder zum größten Teil bei sozialen Netzwerken landen“, schreibt der Medienwissenschaftler den Verlegern ins Stammbuch.

Er bezeichnet es als „eine gesellschaftliche Herausforderung“, über die Finanzierung von Journalismus zu diskutieren und dafür Lösungen zu finden. Dazu gehöre es nach seiner Überzeugung, dass die Medienkompetenz der Bevölkerung gezielt gestärkt werde, die Unternehmen die Verteilung ihrer Werbebudgets überdenken und auch die Verlage wieder verstärkt in die Entwicklung neuer Marken und Produkte investieren, „für die die Menschen gerne zahlen, weil sie die Relevanz und Vertrauenswürdigkeit journalistischer Arbeit schätzen“, wie Überall betont.

Zudem fordert der Vorsitzende der größten deutschen Journalistengewerkschaft aber auch die Übernahme von Verantwortung für guten und objektiven Journalismus durch die Politik und die bürgerliche Gesellschaft ein: „Die Anerkennung der journalistischen Arbeit als gemeinnützige Aufgabe wäre für unsere Demokratie und meine Kolleginnen und Kollegen ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung und der politischen Entscheidungsträger.“

Auzug aus dem KKV-Magazin NEUE MITTE